Apr 28

Wir sind: „politisch korrekt“

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Vor einigen Tagen wurden bei einer Fluggesellschaft neue Handbücher verteilt. Die einzige Änderung war das Wort „Cockpit“, welches durch „Flightdeck“ ersetzt werden musste. Der Aufwand war groß, aber wenn es um die Gleichstellung von Mann und Frau geht, muss das so sein! Schließlich ist es einer Pilotin nicht zu zumuten, in einem „Hahnenstall“ (so die freie Übersetzung) zu arbeiten. Welcher Bürokrat diese „Klarstellung“ gefordert hat?! Keine Ahnung, denn alle Pilotinnen, die ich kenne bezeichnen ihren Arbeitsplatz weiterhin als Cockpit.

Weil auch eine Klassifizierung nach Rasse oder Hautfarbe nicht mehr zeitgemäß ist, gibt es statt Mohrenköpfen oder Negerküssen nur noch „Schaumküsse“ zu kaufen! Ja, wir setzen ernsthaft und konsequent das um, was in den sechziger Jahren scherzhaft damit begann, als aus der „Putzfrau“ die „Parkettbodenkosmetikern“ und dann tatsächlich, aus dem Lehrling der Auszubildende wurde. Geändert hat das alles nichts, denn die Eine putzt oder der Andere lernt, wie ehe dem!

Aber die Welt muss „politisch korrekt“ sein und das besagt nichts anderes, als dass niemand wegen seines Geschlechtes, seiner Religion, seine Alters oder seiner Hautfarbei benachteiligt werden darf.

So gut und edel das auch sein mag, die absolute Gleichheit aller Menschen wird es nie geben, denn gleich zu sein, liegt nicht in der menschlichen Natur. Dennoch will ich nicht bestreiten, dass es richtig und wichtig ist, wenn die Gesellschaft daran arbeitet, die Benachteiligung von Minderheiten zu überwinden. Dieses Ziel lässt sich durchaus verfolgen, ohne dass es dazu unsinniger oder gar lächerlicher Vorschriften oder Gesetzen bedarf. Es reicht schon aus, die Worte „darf nicht“ durch „soll nicht“ zu ersetzen, um damit einen Ehrenkodex oder ein Ziel zu definieren. Leider entspricht das nicht der Deutschen Mentalität. Wir wollen jedes Problem mit Gesetzen und Vorschriften lösen, fordern Quoten, Beauftragte usw. und erreichen was damit? Nicht mehr Gerechtigkeit oder Harmonie, sondern nur, dass die Welt wieder ein Stück komplizierter und vor allen Dingen unehrlicher wird!

Das behaupte ich nicht nur, dazu will ich auch ein Beispiel dazu liefern, warum früher bei einer Bewerbung die Leistung objektiver als heute bewertet werden konnte. Zeugnisse waren einmal sehr nützlich, weil sie dazu beitrugen, dass ein Personalchef sich nicht nur auf seine Menschenkenntnis verlassen musste, sondern auch anhand der vorgelegten (Arbeits-) Zeugnisse ein objektives Bild über die Qualifikation des Bewerbers gewann. Doch das ist Geschichte, weil auf Grund der Rechtsprechung z. B. Arbeitszeugnisse nichts wirklich Negatives enthalten dürfen. Selbst die Noten in Schulzeugnissen haben nur noch eine sehr begrenzte Aussagekraft. Vor 50 Jahren galt eine 4 tatsächlich als ausreichend. Diese Note in einem Abiturzeugnis wäre heute ein k. o. Kriterium für den weiteren Lebensweg und ist damit kaum noch zu finden. Mir aber fehlt der Glaube, dass die Schüler heute um so viel besser als ihre Eltern sind! Die Schulnote 2 bringt bei einer Vorstellung also kaum noch Vorteile und noch schlimmer ist es um den Wert von Arbeitszeugnissen bestellt. Da weckt eine besonders gute Beurteilung eher Argwohn als Begeisterung! Die edle Absicht, dass einem Menschen wegen eines zurückliegenden Fehlverhaltens oder einer Formschwäche keine Nachteile entstehen sollen führt am Ende dazu, dass niemand mehr etwas glaubt, sondern sich seine eigene, oft leider auch von Vorurteilen geprägte, Meinung bildet.

Vor kurzem unterhielt ich mich mit einer sehr erfolgreichen Unternehmerin. Auf ihrem Schreibtisch lagen ein kleiner und ein sehr großer Stapel von Bewerbungsunterlagen. Darauf angesprochen, sagte sie: „Ich bin viel unterwegs und suche eine zuverlässige Assistentin, die mich begleitet.“ Auf meine Frage, warum es denn nicht auch ein Assistent sein kann, sagte sie nur: „Um ganz ehrlich zu sein, wäre mir das irgendwie zu stressig. Nach einem anstrengend Tag möchte ich gerne im Restaurant eine Kleinigkeit essen und ein wenig relaxen. Das hat dann mehr privaten Charakter und da kann ich mich einfach besser mit einer Frau unterhalten, die auch in etwa gleichaltrig ist!“ Das ist einleuchtend, das kann wohl jeder nachvollziehen, ist aber im Sinne der Gleichbehandlung nicht akzeptabel. Also lautete die Stellenanzeige: „Assistent (in) gesucht“. Das weckte Hoffnung bei vielen, obwohl sie von vorneherein keine Chance hatten. Ist es wirklich besser, nur weil „politisch korrekte“, falsche Hoffnungen zu wecken statt gleich mit offenen Karten zu spielen? Dann hätte die Anzeige gelautet: „Unternehmerin sucht erfahrene Assistentin im Alter zwischen 35 – 45, die sie auch auf Reisen begleitet.“ Statt 98 Menschen hätten sich nur 5 die Arbeit und Kosten eines Bewerbungsschreibens gemacht und nur 4 von ihnen wären in der Hoffnung auf eine interessante neue Aufgabe enttäuscht worden.

Ehrlich währt am längsten, das war einmal! Heute versuchen wir die Welt mit Gesetzen und Vorschriften besser und gerechter zu machen. Doch das ist der falsche Weg! Besser würde unsere Welt nur durch mehr Aufrichtigkeit und Menschlichkeit, aber diese Eigenschaften zu fördern ist ein steiniger, langer Weg der keine Schlagzeilen und keine Wählerstimmen bringt. Deswegen, so fürchte ich, wird auch irgendwann der Sarotti Mohr der „politischen Korrektheit“ zum Opfer fallen und eine Zeitungsanzeige in der Rubrik „Partnersuche“ nur noch ohne Geschlechtsangabe und Alter erscheinen. Die lautet dann: “Suche passenden Menschen für ein gemeinsames Leben!“ – Alles andere wäre doch diskriminierend, oder? Manchmal bin ich ganz froh, schon 64 zu sein!

Ihr
Hans Rudolf Wöhrl

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