Aug 21

Schule

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Es ist wieder einmal soweit; ein neues Schuljahr und damit das hektische Treiben auf den Straßen und in den Medien beginnen.

Ein guter Zeitpunkt für einen Rückblick auf die eigene Schulzeit, vielleicht zum Trost für Eltern und Schüler?!?

Um es vorweg zu nehmen, ich habe die Schule gehasst und noch heute durchläuft mich ein kalter Schauer, wenn ich an einer dieser „Lehranstalten“ vorbei gehe. Zugegeben, das lag auch an mir, denn ich war, von wenigen Fächern abgesehen, ein mittelmäßiger Schüler, weil ich nicht einsah, mich mit Lehrstoffen herumzuquälen, in denen ich keinen Sinn sah. Doch dazu später mehr

Der Ärger fing für mich an, weil mir meine Mutter einredete, dass man jedem Streit aus dem Weg gehen soll und sich schon gar nicht auf eine Prügelei einlassen darf! Das war grundlegend falsch. Denn wer sich unter Jungs zurückhält, der wird zum Opfer und so sah für mich die Realität aus. Diesen Fehler habe ich nicht wiederholt! Als ich mit 10 Jahren im Internat zum ersten Mal verprügelt wurde, habe ich nicht auch noch die andere Wange hingehalten, sondern lieber gleich zurück geschlagen! Das kostete zwar dem anderen einen Milchzahn, aber ich hatte fortan meine Ruhe. Kinder wollen ihre Kräfte messen, sind leider oft grausam gegenüber Schwächeren und loten aus, wie weit sie gehen können, bevor etwas passiert.

Bitte, liebe Leser, verstehen Sie mich jetzt nicht falsch! Ich will überhaupt nicht, dass sich Kinder prügeln, aber ich will gleichzeitig auch nicht, dass die gut erzogenen zum Opfer werden! Das tut nicht nur weh, das kann ein ganzes Leben prägen. Gefährlich wird es für ein Kind aber meistens erst dann, wenn sich die Eltern einmischen und die Schulleitung auffordern, etwas gegen „streitsüchtige“ Mitschüler zu unternehmen. Das wird meist zum Bumerang für den eigenen Sprössling!

Zurückhaltung der Eltern ist übrigens ganz allgemein gar nicht so schlecht, vor allen Dingen gegenüber Lehrern. Wenn ich früher eine schlechte Note bekam, dann hatte das für mich unangenehme Folgen. Nie wären meine Eltern auf die Idee gekommen, dafür den Lehrer verantwortlich zu machen, so wie das heute nicht selten der Fall ist.

Überhaupt sollten Eltern nicht glauben, dass, was in der Schule nicht optimal läuft, an einer falschen Schulpolitik, also an zu großen Klassen, zu wenigen Lehrern oder zu vielen Ausländern liegt. In meiner Rother Volksschulklasse waren wir 40 Schüler und die soziale Schichtung war bunt gemischt. Viele dieser Flüchtlingskinder sprachen kaum Deutsch. Es gab eine Menge „Besatzungskinder“, die von den Müttern allein aufgezogen wurden. Kurzum, wir waren ein bunter Haufen. Dennoch gab es keine Probleme. Warum? Weil das Thema Schule Sache der Lehrer war, denen nicht nur die Schüler, sondern auch die Eltern die absolute Fachkenntnis zutrauten, und daher den nötigen Respekt entgegengebracht haben.

Wenn ich zurückblicke, dann habe ich bereits in den ersten vier Jahren meiner Schulzeit das Wichtigste für mein Leben mit auf den Weg bekommen: lesen, schreiben, rechnen und im Rahmen der Heimatkunde eine Menge Wissen über das, wie unsere Gesellschaft funktioniert. Herzlichen Dank an Frau Hartwig und Herrn Zachmeier, meine ersten Lehrer!

Die übrigen acht Jahre auf weiterführenden Schulen, waren da weniger prägend, denn mir fehlte, wie schon erwähnt, das Verständnis für so manchen Lehrstoff. Dort, wo mir jedoch klar war, dass man das erlangte Wissen im späteren Leben auch brauchen kann, sah dies anders aus. Mit Englisch und den kaufmännischen Fächern, konnte ich etwas anfangen, aber die anderen Fächer, brachten mich oft an den Rand des Scheiterns (allerdings bin ich nie durchgefallen, denn ein Jahr wiederholen, das wäre der Grausamkeit zu viel gewesen).

Warum ich das schreibe? Aus meiner Erfahrung heraus, gehen die ganzen Diskussion um G 8, Pisa, Klassengröße, Ganztagsschulen, Numerus Clausus usw. völlig an den wirklichen Problemen vorbei! Wenn wir bessere Ergebnisse haben wollen, dann müssen wir Wege finden, um die Jugend für die Schule zu begeistern. Nur wenn die Schule Neugierde weckt, wird sie optimale Ergebnisse hervorbringen. Nur wenn der Lehrplan so interessant, wie ein Videospiel ist, bei dem man unbedingt den nächsten Level erreichen will, dann werden ohne Stress auch Spitzenleistungen erreicht. Dabei sind die Noten noch nicht einmal ausschlaggebend. Wichtig ist vielmehr, dass man die Schule mit dem Gefühl verlässt, für das Leben gewappnet zu sein. Ja, ich finde es sogar grundverkehrt, dass man einen bestimmten Notenschnitt haben muss, um z. B. Medizin oder ein anderes, mit Numerus Clausus beschränktes Fach, zu studieren. Das führt in fataler Weise dazu, dass nicht der wirklich dafür Berufene, sondern der mit der erforderlichen Note, Arzt werden kann. Dabei ist handwerkliches Geschick für einen Chirurgen unstrittig wichtiger, als eine 1 in Mathe, oder?

Wer unser Bildungswesen verbessern will, der muss sich mit Schülern, Studenten, aber auch mit Leuten unterhalten, die schon seit ein paar Jahren im Beruf stehen. Ich will niemandem zu nahe treten, aber Politiker und Beamte alleine, werden die Dinge nicht optimieren!

Ein Trost bleibt den Eltern mittelmäßiger Schüler. Ein gutes Zeugnis garantiert noch lange keinen Erfolg im späteren Leben. Allerdings ein schlechtes Zeugnis leider auch nicht! Heute bekenne ich, dass ich mich trotz aller späteren beruflichen Erfolge oft darüber ärgerte, die Schule nicht ernster genommen zu haben. Vieles wäre mir leichter gefallen, denn manches, was ich für überflüssig hielt, musste ich später „nachlernen“ (z. B. um meine Pilotenausbildung zu bestehen)!

Ich wünsche allen ein erfolgreiches Schuljahr 2012 / 2013.

Ihr
Hans Rudolf Wöhrl

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