Aug 14

Freude nach Olympia

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Sind wir gut oder nur Mittelmaß? Hätten wir mehr Gold, Silber und Bronze mit nach Hause nehmen können / müssen? Zeigt es sich am Sport, ob wir noch zu den Top-Nationen gehören, müssten längst alle Alarmglocken läuten oder ist das, wie der Franke trocken sagt: „Völlig wurscht!?“

Statistisch gesehen, war die Olympiade ein sensationeller Erfolg. Bezieht man unsere Podiumsplätze auf die Einwohnerzahl und vergleicht diese mit dem Medaillenspiegeln, dann liegen wir pro Kopf der Bevölkerung ganz oben. Wenn, ja wenn da nicht, die Engländer gewesen wären, die uns in diesem Ranking die Schau gestohlen haben. Doch Sport hat dort traditionell einen hohen Stellenwert und ebenso bei der Olympiade einen Heimvorteil.

Aber darum geht es mir gar nicht, es geht mir um das, was ich für die teilnehmenden Sportler empfunden habe!

Die „großen“ Sportarten wie Fußball, Tennis oder Formel 1 haben ihr Stammpublikum. Genießen immer große Aufmerksamkeit und wer einigermaßen erfolgreich ist, verdient damit auch recht gut. Diese Sportarten sind ein Beruf!

Anders sieht es bei den Leichtathleten und anderen „kleineren“ Sportarten aus. Die haben zwar auch ihre Auftritte, aber nur alle vier Jahre eine große Plattform, wo sie sich der ganzen Welt präsentieren können. Das ist die Olympiade, und um dort dabei zu sein, mühen sich die Sportler von frühester Kindheit gnadenlos ab. Verzichten auf eine unbeschwerte Jugend, opfern das Geld der Eltern und nicht selten auch ihre Gesundheit. Einmal dort dabei zu sein, das ist der große Traum. Dabei vielleicht sogar einmal auf dem Podest zu stehen, mit der Erkenntnis, dass auch Träume Wirklichkeit werden können.

Schon beim Einzug in das Stadion, sieht man in den Gesichtern, dass es sich um eine andere Kategorie von Begeisterung handelt, als die von Fußballern, selbst wenn sie vor einem entscheidenden Spiel bei einer EM auf den Platz marschieren. Kein Wunder, heute EM, morgen Bundesliga, übermorgen Champions League. Chancen gibt es immer wieder. Also warum einen Freudentanz aufführen? Warum den Text der Nationalhymne lernen und den aus voller Brust singen? Ich will damit die Leistung dieser Berufssportler überhaupt nicht in Frage stellen. Es ist aber etwas anderes, wenn man von seinem Sport nicht leben kann und trotzdem dafür lebt.

Es ist vergleichbar, mit der Chance im täglichen Berufsleben, mich dort zu beweisen. Es ist zu zeigen, dass ich besser als die Anderen bin, weil ich härter und fleißiger für meinen Erfolg gerungen habe. Wie im Sport die Olympioniken, so unterscheiden sich die meisten Berufstätigen von Wirtschaftsführern. Von solchen, die ganz oben stehen, auf die sich alle Scheinwerfer der Wirtschafspresse richten, denen scheinbar immer alles ganz leicht gelingt!

Wie im Sport, finden sich die meisten Menschen damit ab. Glauben, dass sie es ohnehin nicht schaffen werden, einmal ganz oben anzukommen und entsprechend leben sie ihr Leben: pflichtbewusst, fleißig, aber ohne schmerzhafte Einschnitte und Entbehrungen. Auf den Sport übertragen, vergleichbar mit dem, was man im Verein oder beim abendlichen Joggen leistet. Es wird einem warm, man schwitzt auch einmal, aber den inneren Schweinehund zu überwinden, und Höchstleistung zu erbringen, das schafft man nicht, das versucht man auch erst gar nicht. Man tut es nicht, weil man zu bequem ist, und / oder weil man glaubt, es ohnehin nicht in die Spitzengruppe zu schaffen.

Die Sportler bei Olympia haben sich gegen sich selbst durchgesetzt. Haben an sich geglaubt und mit dem Einzug in das Stadion haben sie schon ihren persönlichen Olymp betreten. Egal, ob am Ende eine Medaille stand, für mich ist jeder der dabei war, ein Sieger, dem ich größten Respekt zolle.

Die dann letztendlich auf dem Podest standen, sind Lichtgestalten, die sich auch gegen die Besten noch durchzusetzen konnten. Diese Freude, das unendliche Glück und die Erkenntnis, ein gestecktes Ziel tatsächlich erreichen zu können, ist der ansteckende, wirkliche Wert des Sportes!

Diese Freude, kann nämlich jeder auch im Berufsalltag erleben! Er muss nur an sich glauben und für seinen persönlichen Erfolg kämpfen. Er muss bereit sein, die spöttischen Kommentare von Kollegen zu ertragen, ob er die Bosse noch etwas reicher machen will, ob ihm das Schleimen durch Überstunden oder der Stress von abendlichen Fortbildungskursen mehr Spaß macht, als ein lustiger Abend mit den Kumpels. Er/Sie muss auch bereit sein, der Familie oder den Freunden einmal zu erklären, dass man am Abend oder am Wochenende keine Zeit hat, weil es Dinge gibt, die auf der persönlichen Prioritätenliste im Moment einfach weiter oben stehen.

Alle Sportler in London haben das ein Leben lang getan und daher schon mit ihrem Einzug, eine ganz persönliche Goldmedaille gewonnen! Olympia wirkt subtiler und motivierender auf viele Menschen, als andere Großereignisse und daher lohnt sich wohl auch der gewaltige Aufwand!

Ihr
Hans Rudolf Wöhrl

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