Aug 10

Da fehlt der Mut!

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Um es vorweg zu nehmen, in meinem Bekanntenkreis gibt es Schwule, Lesben und Heteros und mit allen komme ich gut klar, denn jeder durchlebt mit seinem Partner Höhen und Tiefen – das macht die Sache so menschlich. Schön ist es, dass jeder seine Neigungen leben und darüber sprechen darf.

Das war nicht immer so, denn bis in die 70er Jahre stand nicht nur Homosexualität unter Strafe (der berühmte § 175), sondern selbst die Unterbringung eines nicht verheirateten Paares, in einem Hotelzimmer, war verboten. Die seither gewonnene Freiheit ist für uns längst selbstverständlich, dass wir nicht nur kopfschüttelnd die Gepflogenheiten in islamischen Ländern betrachten, sondern auch weitere Traditionen und Werte unserer Kultur in Frage stellen.

Nein, das ist so nicht ganz richtig, denn wir wollen die Werte zwar erhalten, aber doch jeden so gerecht und gleich wie möglich behandeln. Genau da liegt aber der Hase im Pfeffer, genau an diesem Punkt verlässt uns der Mut!

Warum gibt es den Stand der Ehe und all die Gesetze, sie zu schützen und zu fördern? Nur damit zwei Menschen zusammen leben können? Nein, das kann man auch ohne Trauschein! Die Ehe entstand zu Zeiten, wo der Staat und die Solidargemeinschaft nicht allgegenwärtig waren. Sie war als eine kleine, nach festen Regeln geordnete Solidargemeinschaft. Zwei Menschen heiraten, bekommen und sorgen für ihre Kinder. Die Großeltern bringen sich anfangs aktiv ein, später werden sie von ihren Kindern bzw. den Enkelkindern umsorgt usw. usw. Kurzum, heiraten bedeutet, eine Familie zu gründen, und damit quasi zur unmittelbaren Versorgung von Familien einen Ministaat als Ergänzung zu dem staatlichen Sozialnetz zu schaffen. Auf diesem Hintergrund basiert alles, jede Religion, viele Gesetze.

Doch je freier eine Gesellschaft wird, je mehr der Einzelne vom Staat geschützt und umsorgt wird, desto weniger braucht man die Familie. Kinder sind nicht mehr notwendig, um im Alter versorgt zu sein, Großeltern haben andere Interessen als sich um die Enkel zu kümmern, und wenn man alt und gebrechlich wird, dann fängt einen das Alten- / Pflegeheim auf.

Auch wenn es hart klingen mag, aber die Ehe ist für viele Paare leider nur noch ein romantisches Großerlebnis, dass man jederzeit beenden und wiederholen kann! Kinder sind, wenn sie nicht durch Zufall und ungewollt entstehen, Teil der Selbstverwirklichung, wohlüberlegt und auch ohne Ehemann zu haben!

Gleichgeschlechtliche Ehen sind schon seit geraumer Zeit zulässig. Damit wäre doch eigentlich alles in trockenen Tüchern, sollte man meinen. Doch nein – und damit ist die Katze aus dem Sack, sie sollen auch steuerlich der Hetero-Ehe gleichgestellt werden. Dagegen ist nichts zu sagen, außer, dass ich den bitteren Beigeschmack nicht loswerde, dass das alles eigentlich nur ein Vorwand ist, um steuerliche Vorteile zu bekommen.

Ich finde das übrigens nicht verwerflich, denn es ist das gute Recht eines jeden Menschen, für die eigenen Interessen zu kämpfen. Nur es ist und bleibt eine Gradwanderung zwischen Tradition, Religion und Gerechtigkeit.

Wäre es nicht mutiger, hier einen Strich zu ziehen, und für wirkliche Gerechtigkeit zu sorgen? Machen wir die Ehe doch zu dem was sie heute eigentlich ist, eine Liebebeziehung, die ohnehin meist nur hält, wenn auch die Gefühle für einander nicht verloren gehen! Jedes Paar kann doch frei entscheiden, welche Rechte und Pflichten sie mit ihrer Partnerschaft verbinden wollen oder sie können sich gleich den Regeln ihrer Glaubensgemeinschaft unterordnen. Was auch immer man braucht ist ein verbindliche, private Vereinbarung. Heiraten könnte dann etwas sein wie Weihnachten, man kann es feiern, sich etwas schenken oder es einfach bleiben lassen! Der Staat hätte mit alle dem nichts mehr zu tun. Es gäbe keine Diskussion und keine Ungerechtigkeit hinsichtlich Steuerprivilegien, kein Ehegattensplitting, keine Rentenansprüche, keine gemeinsame Krankenkasse. Jeder wird wie ein Single behandelt. Nur wer für Kinder sorgt bekommt, all die Zuwendung des Staates die für deren Wohl erforderlich sind. Das wäre gerecht, das würde alle Forderungen nach mehr Gleichheit beenden, doch so gravierenden Änderungen kommen nur langsam und in kleinen Schritten.

Ihr
Hans Rudolf Wöhrl

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