Jun 1

Aus Erfahrung wird man klug!

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Das hörte ich aus dem Munde meiner Eltern, wenn ich als Kind etwas getan hatte, was ins Auge ging! Mal war es eine Beule nach einem Sturz vom Baum, mal eine Lungenentzündung, als ich durch das Eis in einen Weiher eingebrochen war und vor Nässe schlotternd, nach Hause laufen musste.

Meine Mutter brachte mich als vierjährigen am ersten Tag in den Kindergarten, am nächsten Morgen ging ich schon alleine. Soweit ich mich zurück erinnern kann, gingen wir immer unbeaufsichtigt mit Freunden spielen, badeten in Weihern, bauten Baumhäuser und das Fahrrad brachte uns überall hin. Natürlich ist da auch einmal etwas passiert. Ein gebrochenes Schlüsselbein, Löcher im Kopf, Verletzungen an Händen und Füßen. Mitleid erntete ich dabei zuhause nicht, sondern nur den Satz: „Da hättest Du halt aufpassen sollen!“.

Aus diesen Fehlern und Erfahrungen habe ich gelernt, erst zu denken und dann zu handeln. Wegen dieser Freiheit, Fehler machen zu können, bin ich in meinem späteren Leben etwas kritischer und vorsichtiger geworden, was mich oft vor Schaden bewahrt hat!

Unvorstellbar, dass heute Eltern ihre Kinder so aufwachsen lassen. Nein, überall wird beschützt und Schutz eingefordert, dass den lieben Kleinen ja nichts geschieht. Selbsterfahrung kann man so für das spätere Leben nicht sammeln!

Das Argument, es sei früher alles sicherer gewesen, teile ich übrigens nicht. Im Gegenteil, der Unterschied zu damals ist der, dass unsere Eltern nur von Unfällen aus der Nachbarschaft erfuhren. Heute erfährt unsere Gesellschaft alles, was irgendwo gerade auf der Welt passiert, transferiert das auf das eigene Umfeld und baut einen Schutzwall nach dem anderen, in der Hoffnung, damit jede Gefahr auszuschließen.

Stürzte früher ein Kind im Schulhof und brach sich die Nase, pflegten die Eltern zu sagen: „Seht Ihr, das passiert, wenn man nicht aufpasst!“.

Doch die Eltern halten nichts von solchen Lernprozessen, sondern fordern stattdessen einen besseren Bodenbelag, mehr Aufsichtspersonal und wenn es möglich wäre, auch noch eine Geschwindigkeitsbegrenzung beim Laufen auf dem Schulhof. Doch damit werden die Kinder nicht lebenstauglicher, sondern erfahren, typisch Deutsch: „Du kannst tun was Du willst, wir beschützen Dich!“ Kein Wunder, dass immer mehr Menschen diesen Vollkaskoschutz auch im späteren Leben erwarten und bekommen!

Die Folge davon sind immer mehr Gesetze, die uns schützen sollen, die aber in der Summe unsere Lebensqualität immer mehr einschränken. Um ja keinen Fehler zu machen, sind immer weniger Menschen bereit noch Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Die daraus resultierende Schwerfälligkeit lähmt das wirtschaftliche, aber auch das gesellschaftliche Leben!

Für mich bedeutet Freiheit daher, vom Staat nicht wie ein Baby beschützt zu werden, sondern das Recht auch Fehler machen zu dürfen, um daraus zu lernen. Dieses Recht sollten wir uns nicht nehmen lassen, sondern auch unseren Kindern zu billigen! Es ist besser, einmal eine Beule, als ein fehlendes Gefahrenbewusstsein im Kopf zu haben.

Ihr
Hans Rudolf Wöhrl

  1. Lutz Wilkening 11 Dez 2018 | reply

    ich habe nichts hinzuzufügen. ES ist alles glasklar beschrieben. der Mann hat einfach nur recht.

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