Aug 20

Poker um Air Berlin

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Persönliches Statement zum #AirBerlin Poker

Bei Facebook bin ich ein ziemlich lausiger Nutzer, weil mir einfach die Zeit fehlt, um dort aktiv zu sein. Es ist einfach neben den E–Mails die ich ständig bearbeiten muss, fast ein Medium zu viel. Daher bitte ich um Entschuldigung, wenn ich auf Kommentare nicht schnell oder manchmal gar nicht antworte! Mea culpa, mea maxima culpa!

Daher war ich total von den vielen, fast ausschließlich positiven Kommentaren zum Thema Air Berlin überrascht. Noch nie habe ich eine so breite Zustimmung, so anfeuernde Kommentare bekommen, wie auf dieses Ansinnen. Daher möchte ich mich mit diesem Beitrag dazu äußern:

Ja, ich will mit meinen 69 Jahren noch einmal richtig Gas geben, will alles tun, um diese tolle Airline zu erhalten. Es steckt ja auch viel persönliches Herzblut und eine große Verbundenheit zu vielen der dort Beschäftigten darin. Schließlich waren meine dba, die LTU und gexx wichtige Bausteine die Air Berlin zu der zweitgrößten und sympathischsten Airline gemacht haben.

Air Berlin ist schnell gewachsen, vielleicht zu schnell und deswegen hat man vor ein paar Jahren mit Etihad geglaubt einen starken Partner mit ins Team zu bekommen. Dieser Partner hat nicht nur Geld investiert, er hatte auch einen Traum, den Traum Berlin und Air Berlin zur europäischen Luftverkehrshauptstadt zu machen. Wäre der Flughafen wie von der Regierung versprochen rechtzeitig fertig geworden, Air Berlin würde sich heute kaum in dieser misslichen Lage befinden. Doch BER ist und wird nicht fertig, der Traum ist geplatzt und jetzt tat Etihad das, was die meisten Investoren schon längst getan hätten, man zieht den Stecker.

Statt Air Berlin jetzt das eigenständige Überleben zu ermöglichen, damit das eigene Versagen einigermaßen wieder gut zu machen, tut die GROKO genau das verkehrte. Sie unterstützt nicht, sie zerstört! Sie sorgt mit Steuergeldern nicht für mehr Wettbewerb sondern schafft ein Monopol. Warum tut man das, wahrscheinlich nicht aus rationalen Gründen sondern weil man, so kurz vor der Wahl, nicht durch das Chaos welches die Einstellung des Flugbetriebes zur Folge haben würde, die eigenen Fehler vor Augen geführt bekommen möchte!

Wenn sich angeblich die wichtigsten Politiker in wenigen Stunden auf eine Morgengabe von 150 Mio. € verständigen, dann muss viel mehr faul sein, als das was ich heute schon vermute.

Aus diesem Grunde wollen meine Partner und ich die Air Berlin im Interesse der Passagiere als Ganzes erhalten. Die Chancen stehen allerdings schlecht, denn das Fell das Bären wurde wahrscheinlich in den letzten Monaten verteilt und jetzt geht es nur noch darum wer die Pfoten bekommt.

Schade um eine großartige Airline.

Einzig und alleine vor dem Lufthansa Management muss ich den Hut ziehen. Die haben das im Rahmen ihres Jobs wirklich fantastisch gemacht. Die haben alle über den Tisch gezogen und Betroffenen haben die Reibungshitze als Nestwärme empfunden.

Ich bleibe Ihnen / Euch verbunden und freue mich über jede Nachricht!
Euer Hans Rudolf

  1. Alexey Sychuk 23 Aug 2017 | reply

    Dear Hans Rudolf,

    We, your friends and private creditors, were touched by your courage to make a very bold and important step to meet the company of Air Berlin and to confront those who do not want the unity of the company and want only to destroy.

    We are ready to support you further in your desire to develop and build. Therefore, you can count on us in the future. Be a leader and a free HUMAN, as you are. One free man can change the world. We believe in you.

    Kindest regards.
    Your friends from Russia and Switzerland.

  2. HME 26 Aug 2017 | reply

    Ich erlaube mir kritische Gedanken zum Thema:
    Ferienflieger nach Asien- funktioniert heute nicht mehr so einfach, früher haben die Leute über Reisebüro gebucht, da konnte man mit hoher Provision die Flieger vollmachen, der Sprit war billig und Geld wurde verdient.
    Heute buchen die Leute über Internet und Vergleichsportale, die Reisenden sind nicht nur Urlauber sondern sind bunt gemischt mit Geschäftsleuten, Einheimische und Billigflieger. Die Konkurrenz kommt aus allen Teilen der Welt und ist oft billiger. Ohne gute Business-Class, gute Partner mit Anschlussflügen und einem gemeinsamen Bonusprogramm bekommt man den Flieger nicht mehr kostendeckend ausgelastet. Das geht nicht mehr so einfach. Im Internet rutscht man bei Preisdifferenzen rasch 5-10 Plätze nach unten und wird nicht mehr gebucht.
    Ziele in den USA exklusiv anfliegen, geht schon mal gar nicht. Die USA sagen wo gelandet wird. Da ist nichts exklusiv. Auch dort gilt, es fliegen nicht nur Urlauber sondern eine breite Mischung an Passagieren und ohne Partner in den USA laufen die Strecken nicht. Es gibt sehr viele Direktflüge und ohne Partner mit breitem Netz in den USA gibt es keine hohe Auslastung der Flieger. Das Internet machts möglich und Amsterdam, London, Paris, Stockholm, Warschau, Rom, Madrid, etc sind rasch erreichbare Abflugsmöglichkeiten in alle Richtungen die auch im Internet gut zu vergleichen sind. Um nur Urlauber werben sehr viele und viele sind genau in diesem Bereich extrem billig und haben in Europa bereits ein Zubringernetz am laufen. Außerdem kann die Langstrecke explosionsartig riesige Kosten verursachen:
    http://www.stern.de/reise/follow-me/boeing-777-der-swiss–triebwerk-bei-minus-30-grad-ausgewechselt-7319710.html
    Das darf nicht existenzbedrohend sein. Dazu kommt, die Langstrecke benötigt im Inland Zubringerflüge, d.h. Umsteigen muss funktionieren, ein HUB ist nötig und Herr Wöhrl hat weder mit Langstrecke noch mit HUB Operation irgendeine Erfahrung. Verspätungen und Gepäckverlust sind durch die neuen Entschädigungsbestimmungen extrem teuer. Die Umsteigeprozesse müssen funktionieren, trotz schlechter Flughäfen (ist auch nicht mehr wie früher), Slots und technischer oder sonstiger Probleme.
    Um die AB in 2 Jahren zu einer schlanken und profitablen Airline zu machen müssen schon erheblich mehr als 300 Millionen Euro auf den Tisch gepackt werden. Das geht nicht zum Billigpreis.
    Noch dazu: Wir haben in Europa eine Überkapazität in einer Größenordnung von ungefähr 40%. Das bedeutet, auch die Eurowings will wachsen . Wenn sie aus dem Markt heraus wächst, d.h. es wird keine zusätzliche Kapazität geschaffen sondern es werden Flugzeuge genutzt die bereits am Markt vorhanden sind, in dem Fall durch AB, ist das wesentlich gesünder als die AB eigenständig zu lassen. EW will wachsen, wenn nicht mit Flugzeugen der AB dann ohne. Durch Zukauf von Flugzeugen wird die Überkapazität deutlich verschärft und die Schwächsten fliegen früher oder später aus dem Markt. AB wird mit dem Konzept einer Eigenständigkeit in dieser Größe ständig ein Wackelkandidat bleiben.
    Fazit: Es wäre mit großer Wahrscheinlichkeit ein hoffnungsvoller Start mit allmählichem Untergang. In zwei bis drei Jahren wäre dann das Licht genau so dunkel wie jetzt – oder Verkauft und dann der Untergang?
    Und eins steht fest, einen nochmaligen Lohnverzicht wird es mit den Mitarbeitern nicht geben – das kann man getrost vergessen. Wir alle haben die DBA noch gut in Erinnerung und die Kommissionen sind entsprechend besetzt und instruiert.
    Für LH trotzdem eine interessante Variation. Es würde für LH bedeuten, ohne jegliches eigenes Engagement wäre nach wie vor kein Platz für Ryanair und die Strecken stehen dann, wenn man besser gewappnet ist in zwei / dreiJahren, wenn Air Berlin verschwindet, wieder zur Verfügung.
    Ich habe einfach nur die Sorge, dass schief geht. Danke für die Anerkennung unserer Arbeit und für das Lob.

  3. Paul 7 Sep 2017 | reply

    Ich kann es nicht mehr hören… nur Müll was da rumkommt! Am Ende wird es auf den Mitarbeitern ausgetragen. Dann soll es liber zur Lufthansa gehen.

  4. Schorsch 10 Sep 2017 | reply

    Lieber Herr Wöhrl!
    Die AirBerlin hat allein schon deswegen eine Überlebenschance, weil eben nicht
    Lufthansa oder Eurowings auf den Flugzeugen steht!
    Sie sollten alles tun, um diese Airline zu erhalten, allein schon der sehr guten Mitarbeiter
    wegen, die auch nicht am Niedergang dieser Kultairline schuld sind!

  5. Jürgen Braunreuther 13 Sep 2017 | reply

    Sehr geehrter Herr Wöhrl,
    Ihre Einschätzung kann ich uneingeschränkt teilen, sie treffen den Nagel auf den Kopf.

    Ein Mitarbeiter der Air Berlin Technik in MUC.

  6. Verena 15 Sep 2017 | reply

    Super, ihr Bericht.

  7. Andreas Linke 23 Sep 2017 | reply

    Hallo Herr Wöhrl, wie geht es denn nun weiter? Ich bin seit fast 17 Jahren bei der AB und ich frage mich ob es das nun wirklich gewesen sein soll. Die Langstrecke soll kaputt gemacht werden, angeblich sei sie unrentabel. Ich glaube dass nicht! Die Flüge waren meistens gut gebucht. Sowohl ex TXL als auch ex DUS. Die LH hat nun bekundet kein Interesse an der Langstrecke zu haben. Da könnten Sie doch ins Spiel kommen und sich vielleicht mit anderen Interessenten zusammen tun? Das klingt vielleicht naiv aber viele von uns denken ähnlich und uns allen ist daran gelegen dass es weiter geht. Vielleicht sind noch nicht alle Mittel ausgeschöpft. Mit freundlichem Gruß Andreas Linke

  8. Volker Dau 13 Dez 2017 | reply

    Verehrter Herr Wöhrl! Wird jetzt „NIKI“ wieder aktuell? Glück Auf Volker Dau

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