Mai 10

Fehlanflug

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Zwischen Kohlköpfen und dem Reichswald liegt das Bermudadreieck. Also jenes sagenumwobene Gebiet, in dem Millionen verschwinden! Sie haben es erraten, ich äußere mich heute einmal zum Thema „Flughafen“.

Er ist übrigens der am meisten von Flugreisenden ausgezeichnete Airport in Deutschland, vielleicht sogar in Europa. Er ist, wenn man einmal von der schlechten Straßenanbindung absieht, sogar einer der besten und passagierfreundlichsten Einrichtungen dieser Art auf der Welt!

NUE könnte daher stehen für: Nürnberg = unendlich = erfreulich!

Vier Millionen zufriedener Passagiere sind eine stolze Zahl, aber es wird lautstark gejammert, weil es ein paar Prozent weniger als in der Vergangenheit waren und weil 8 Mio. € in der Bilanz fehlen.

Da gibt es dann gleich Stimmen, die nach der Stilllegung des Flughafens verlangen, weil er eh zum Tode verurteilt ist und man mit diesem Geld doch etwas Vernünftigeres machen könnte! Selbst die weniger radikalen haben jetzt endlich ein griffiges Argument gegen eine bessere Straßenanbindung!

Niemand machte sich bis zum 10. Mai 2012 die Mühe, einmal sachlich über das Thema zu diskutieren und das was an diesem Morgen in der Zeitung stand, hat wohl kaum jemand wahrgenommen, obwohl es eigentlich alles erklärt. Der Löwenanteil der fehlenden Passagiere hatte mit Nürnberg nichts am Hut. Sie kamen von Paderborn und anderen Provinzstädten und flogen nach einer Stunde mit einer anderen Maschine weiter nach Malle oder sonst wo hin. Niemand spricht darüber, dass dieser statistische Verlust sogar noch eine gute Seite hat. Es gibt jetzt weniger Zubringerflüge und damit wird es im Norden der Stadt leiser! Doch niemand der sich sonst über den Fluglärm beschwert, hat sich positiv geäußert. Kann also Alles nicht so schlimm sein!

Die fehlenden 8 Mio. € haben auch nicht viel mit dem Passagierrückgang und der heutigen Geschäftsführung des Flughafens zu tun. Es sind in erster Linie Zinsen und rechnerische Wertverluste für Einrichtungen, die seit vielen Jahren am Flughafen stehen. Diese Kosten bleiben, egal ob es mehr oder weniger Flüge in der Zukunft gibt.

Was der Flughafen braucht ist also mehr Geschäft und dazu muss er in die Vorleistung gehen. Dafür muss die Infrastruktur verbessert werden und das spart kein Geld sondern das kostet erst einmal welches! Das ist die Diskussion, die sich der Freistaat und die Stadt als Gesellschafter stellen müssen! Nur mit solch unpopulären Entscheidungen hat die Politik ihre liebe Not und da gibt es zwischen den Parteien keinen Unterschied.

Neu ist das alles nicht, denn der Flughafen stand schon zwei Mal vor einer ähnlichen Herkulesaufgabe! 1980 gab es etwa ein Dutzend Linienflüge pro Tag und weniger als 20 % der heutigen Passagierzahlen. Die Wirtschaft forderte dringend NON-STOP Flüge, aber stattdessen strich Lufthansa das Programm noch weiter zusammen. Es war der winzige NFD, welcher gemeinsam mit dem Flughafen dem Niedergang beherzt entgegen trat und in wenigen Jahren nicht nur ein dichtes Netz zu allen wichtigen Metropolen aufbaute, sondern auch die Lufthansa zum Umdenken zwang. Nach dem Zusammenschluss von NFD und RFG zur EUROWINGS erlebte Nürnberg eine echte Blüte, bildete zeitweise ein kleines Drehkreuz in den Osten. Dann übernahm Lufthansa die EUROWINGS, verringerte das Angebot und zog das Unternehmen schließlich ganz von Nürnberg ab. Paris und Amsterdam sind die kümmerlichen Überreste von einst!

Doch der Flughafen schaffte es, sich von diesem schweren Schlag zu erholen und holte das Drehkreuz der Air Berlin nach Nürnberg. Der Erfolg war sensationell und zog auch andere Gesellschaften an. So ging es14 Jahre lang rapide aufwärts. Selbst nach den Einbußen im Jahr 2011 ist die Anzahl der Passagiere in den letzten 30 Jahren um ca. 600 % gestiegen! Ein Wachstum, das kaum ein anderer Flughafen für sich verbuchen konnte.

Air Berlin hat sich nach eingehender Prüfung entschlossen, ihr drittes Drehkreuz nicht an einen anderen Flughafen zu verlegen, sondern in Nürnberg zu belassen. Ein Prädikat für unseren Flughafen und daher bin ich mir sicher, dass er auch aus der momentanen Krise gestärkt hervorgehen wird! Toll finde ich es, dass die Mitarbeiter solidarisch sind und zur Vermeidung von massivem Personalabbau vorübergehende Zugeständnisse machen. Dieser Ausdruck des „WIR SCHAFFEN ES!“ macht mich hoffnungsfroh und sollte alle, die keine konstruktiven Ideen, sondern nur beißende Kritik haben, einmal zum Nachdenken bringen!

Ihr
Hans Rudolf Wöhrl

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